Philipp Liehr

Philipp Liehr macht auf virtuose Weise sichtbar, was uns allzu oft im Alltag entgeht. Seine Holzskulpturen sind meisterhaft gearbeitete Figuren, die das Material, aus dem sie gemacht sind, sprichwörtlich beleben. Dynamisch, detailreich und voller Humor sind sie Zeugnisse der mit Wärme gefüllten Zwischenräume im Tagesablauf. Philipp Liehr nennt sie liebevoll „sensible Momente“.

Der Gang die Straße runter, die Zigarettenpause, das kindliche Spielen und Staunen: Als aufmerksamer Beobachter hat Philipp Liehr ein Auge für diese charmanten Szenen, die privat und in sich ungestört sind. Mal sind sie aus dem Jetzt gegriffen, mal offenbaren sie ein utopisches Zukunftsszenario, in dem auch ein Astronaut mal eine Pause braucht. Liehrs ausdrucksstarke Skulpturen zeigen somit überzeitlich gültige Augenblicke des Mensch-Seins, die jeder kennt, die jedoch das Leben abseits der großen Anlässe prägen und daher oft übersehen werden.

Seine künstlerische Laufbahn begann Philipp Liehr zunächst mit zeichnerischen Arbeiten, dabei fokussierte er sich stark auf Details und Proportionen. Regelmäßige Aktstudien spielten hierbei eine wichtige Rolle für ihn. Dieser Ehrgeiz kam ihm zugute, als er sich der Holzbildhauerei zuwandte: Liehr entwickelte seinen eigenen, ganz unverkennbaren Stil bei gleichzeitig absoluter Beherrschung der Technik. Es überrascht daher kaum, dass sein Werk mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. 
Philipp Liehrs Figuren sind handgeschnitzt und samt ihrem Podest aus einem Holzblock, meist Linde, herausgearbeitet. Diesem Prozess gehen intensive Vorstudien voraus, inzwischen sogar mit lebenden Modellen im Atelier. Der Künstler greift seine Motive also tatsächlich aus dem Leben – mehr als noch zuvor mit spontanen Skizzen, etwa aus Fußgängerzonen oder von Bahnhöfen. 
In seinen Werken betont Liehr humoristische Züge und verleiht den Protagonisten der Szene einen comichaften Charakter. Philipp Liehrs Skulpturen berühren und bereichern auf vielen Ebenen. Beim Betrachten kann man nicht umhin, zu schmunzeln, sich zu freuen und zugleich in schiere Bewunderung zu verfallen.
*geboren am 22. März 1986, im fränkischen Kitzingen

 

Victoria Schmoll, M.A. Kunsthistorikerin

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